Harry Potter und der Orden des Phönix – Teil 1

Sie war ein wenig überrascht, dass Charlie den selben Gedanken wie sie selbst hatte und diesen Gedanken nicht als dumm abtat. Ja, sie lernten dieses Jahr nichts in Verteidigung gegen die dunklen Künste, doch wenn es so wie jedes Jahr war, dann würden sie nächstes Jahr wieder einen anderen Lehrer haben. Aber sie konnte es nicht riskieren, dass sie Ärger bekommen würde.
"Wir würden niemals genügend Leute zusammen bekommen, dass sie nicht uns alle hinaus werfen würde. Zu viele haben zu viel Angst."
Verwundert sah Eris zu Charlie hinüber und runzelte fragend die Stirn. Sie erinnerte sich kaum mehr an das idd des sprechenden Hutes, sie hatte leider mehr das, was Umbridge gesagt hatte, im Kopf.
"Sie meinst du das denn?", fragte sie nach. Hatte der Hut dieses Jahr denn etwas anderes gesagt, als das übliche Aufzählen der vier Häuser und ihrer Eigenschaften?

Grübelnd biss er sich auf die Unterlippe. "Ja, da hast du wahrscheinlich recht ...", murmelte er. "Aber das ist doch dumm! Wir müssen doch irgendwas machen!"
Charlie sah sie an. "Ja!", flüsterte er eindringlich, obwohl er sich nicht sicher war, wieso, abgesehen davon, dass sie sich in einer Bibliothek befanden und Madam Pince es nicht leiden konnte, wenn man zu laut war. "Er sagte, die Häuser sollten zusammen halten, weil schwere Zeiten kommen. Zwiespalt und alte Traditionen verhindern die Zusammenarbeit. Vielleicht meinte er das, was Dumbledore behauptet, aber vielleicht meinte er auch Umbridge und das Ministerium!" Mit großen Augen sah er Eris an. Das ganze ging ihm seit Anfang des Jahres ständig durch den Kopf und er hatte sich schon hunderte Gedanken darüber gemacht. "Wieso sind die Häuser eigentlich so zerstritten? Es ist im Grunde ein Wettstreit, ja, aber ich finde, es geht schon lange weit darüber hinaus."
Er sprach jetzt noch leiser und unsicherer: "Darf ich fragen, was ihr eigentlich für ein Problem mit den Gryffindors habt? Das ist kein Vorwurf!", fügte er rasch hinzu. "Aber ... es geht schon so lange in die Vergangenheit zurück ... beruht das alles auf dem Streit zwischen Godric Gryffindor und Salazar Slytherin? Oder habt ihr andere Gründe, die ich nicht kenne?"

Eris kniff ihre Augen zusammen und schnaubte abfällig, verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Augen blitzen weiß-blau und ihre Lippe war zu einem dünnen Strich geworden, während sich der Ärger in ihre Augen schlich und sie freudig begann sich aufzuregen.
"Was wir gegen dieses Haus haben?", fragte sie und ihre Stimme war schneidend geworden. Ja, geradezu verächtlich. Es wurden ganz offensichtlich, dass sie diese Ansicht mit den meisten ihres Hauses teilte und alles andere als gut über die Gryffindor dachte.
"Das Problem ist, dass sie denken, sie seien besser als alle anderen. Sie halten sich für höher gestellt und dabei sind sie nichts weiter als ein Abklatsch von Slytherin. Und dabei verstecken sie sich hinter ihrer Ach so tollen Fassade des ehrenvollen Hauses. Das geht uns fürchterlich auf die Nerven, zudem meinen sie immer auf uns herum hacken zu müssen und das wollen wir uns natürlich nicht gefallen lassen. Sie können uns nicht einfach in Ruhe lassen, sondern müssen immer und immer wieder zeigen, dass ihre Ansichten so viel besser sind als unsere. Sie glauben, dass ihre Meinung die einzige Richtige und Beste ist. Sie glauben, wir sind die selbe Seite einer Münze, nur dass sie sich für die gute Seite halten."
Sie schnaubte noch einmal abfällig und knallte die Bücher, welche sie zusammen gesammelt hatte, auf den Tisch, sodass Madam Pince aufgeregt schnaubte, doch Eris beachtete es nicht weiter. Sie wollte nicht über die Gryffindors reden. Das war ein heikles Thema und auch wenn sie nicht einen ganz so schlimmen Hass gegen das feidnlcihe Haus hegte, war sie sicherlich kein Freund.

Charlie hob ein wenig die Brauen, musste sich aber auch ein Lächeln verkneifen. Wow, das reichte wohl ganz schön tief. Und er glaubte auch nicht, dass die Aussagen der Gryffindors da großartig anders wären.
"Ja ... sie sind eingebildet.", sagte er auf ihre Schimpftirade nur. Er stimmte in einigem nicht mit ihr überein, aber er wagte nicht, ihr das in der jetzigen Laune zu sagen. Manches war ihm neu oder erschien ihm weit hergeholt, anderem konnte er zustimmen.
Zeit, das Thema zu wechseln. Eigentlich wollte er langsam richtung Gemeinschaftsraum verschwinden, aber in der Stimmung wollte er Eris jetzt nicht allein lassen.
"Hey,", meinte er deshalb jetzt mit einem Lächeln. "hast du eigentlich Geschwister hier? Ich habe eine kleine Schwester, aber sie kann erst in vier Jahren nach Hogwarts."

"Ja, ich habe einen Bruder. Er ist im letzten Jahr und unglaublich besserwisserisch", seufzte sie und schüttelte den Kopf. Er glaubte festen an die Grundlagen der Slytherin und auch an die der Familie, während sie begann sich davon zu entfernen. Sie wurde traurig. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sich von ihrer Familie zu entfernen, dabei aber gleichzeitig das Richtige zu tun. Sie runzelte die Stirn.
"Dann wird sie euch jetzt sicher schon ordentlich ärger machen, mit all den kleinen Zaubern, nicht?" Sie selber hatte erst sehr kurz vor der Schule ihrer ersten Zeichen von Magie gezeigt, was ihrer Familie große Angst gemacht hatte. Zum Glück war sie eine Hexe gewesen, ansonsten wäre es sicher versteckt worden. Schließlich hatte sie alle zusammen geräumt, sah Charlie entschuldigend an.
"Ich denke, wir sollten in unsere Gemeinschaftsräume gehen. Es wird spät und ich bin schon müde."

Er nickte lächelnd. "Ja ... Geschwister sind schon ein Kapitel für sich. Aber ohne sie wäre das Leben doch um einiges langweiliger."
Charlie stand auf. "Du hast recht. Wir sehen uns dann morgen?"

Eris lächelte und nicke. "Ja, sicher."
Sie schnappte das ganze Zeug, welches sie zuvor zusammen gepackte hatte und machte sich dann auf den Weg in die Kerker. Dort war es kühl, jetzt da es kühler wurde, war es dort untern beinahe schon eisig und zitternd trat sie in den Gemeinschatfsraum ein, nachdem sie das Passwort gesagt hatte.
Es waren nur mehr wenige wach, unter anderem Daphne, welchen nun ihre Hausaufgabe bekam, damit sie diese abschreiben konnte. Damit würde sie die anderen Slytherin weiterhin aus der Bibliothek fern halten können und somit eine ungestörte Zeit mit Charlie haben, wie sie hoffte.
Sie wünschte Daphne eine gute Nacht, eher sie in die Schlafzimmer ging und sich in das Bett warf.

Lächelnd verließ Charlie die Bibliothek und machte sich auf zum Ravenclawturm. Die Frage des Adlers machte ihm wie so oft keine Probleme und sein Herz machte einen Hüpfer, als er sah, dass Luna noch wach war.
Er biss sich auf die Unterlippe, rückte den Träger seiner Umhängetasche höher auf seine Schulter und ging zu ihr hinüber.
"Hey, Luna." Er lächelte. "Wie ... war dein Tag?" Plötzlich fragte er sich, wieso um Himmels Willen er zu ihr hinüber gegangen war. Er hätte einfach in einem Sessel sitzen und lesen und sie ansehen können. Jetzt wollte er nur noch im Jungenschlafsaal verschwinden.

Langsam und mit ihrem verträumten Gesichtsausdruck, sah Luna von der Zeitschrift, welche sie gerade las – der Klitterer – auf und lächelte Charlie an.
"Oh, Hallo!" Ihr Lächeln wurde noch breiter und sie legte die Zeitschrift zur Seite. "Sag, wie gefällt deiner Schwester denn die Kette und die Ohrringe?" Sie erinnerte sich natürlich daran, dass sie beides Charlie geschenkt hatte, nachdem er gemeint hatte, dass seine Schwester den Schmuck sicher ganz toll finden würde. Dass sie keine Ahnung hatte, wie jung sie war und wer sie überhabt war, schien sie nicht im geringsten zu stören.

Wie wunderbar ihr Lächeln war! Er selbst strahlte nun, aber die Frage ließ ihn zögern. Wahrheit? Oder lieber weiter lügen? Oder was es denn wirklich sein mochte ...
"Oh, es ... tut mir wirklich sehr leid ...", meinte Charlie und sah sie jetzt entschuldigend, statt lächelnd an. Sie hat wunderschöne Augen, schoss es ihm durch den Kopf, ehe er blinzelte und sich wieder auf die Situation konzentrierte. "... aber ich bin noch nicht dazu gekommen, ihr den Schmuck zu schicken. Sie ist erst sieben, weißt du ... Die vielen Hausaufgaben ... keine Zeit ..."
Mit einem Mal wünschte er sich seine Narbe fort, was er sonst fast nie tat und er fuhr sich durch die Haare, woraufhin sie wie zufällig tiefer über seine Augen fielen, als wollte er sich dahinter verstecken.

"Oh, das ist schade", meinte Luna, aber nicht minder vergnügt als zuvor. "Sag mir was sie dazu sagt, wenn sie es bekommt, hm?" Sie lächelte Charlie freundlich an und strich sich einmal durch die Haare, sodass sie noch verwuschelter waren, als zuvor.
"Du hast dieses Jahr die ZAGs, nicht wahr? Und merkst du schon einen Unterschied? Ich fürchte mich ja ein wenig vor nächstem Jahr, aber ich hoffe ich werde gut durch kommen." Sie lächelte noch immer breit und schlug dann wieder den Klitterer auf, um scheinbar darin weiter zu lesen. Obwohl er nicht ihre Frage beantwortet hatte, schien für sie das Thema beendet zu sein. Sie wusste ganz offensichtlich, dass er dieses Jahr die ZAGs hatte und es war nur eine rhetorische Frage gewesen.

Verwirrt von dem apprupten Ende des Gesprächs, murmelte er: "Sicher, mach ich. Du schaffst das schon. Ich weiß es."
Er lächelte, ehe ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte, und er sich umwandte und schnellstens in den Jungenschlafsaal verzog. Zum Glück waren kaum noch Ravenclaws im Gemeinschaftsraum gewesen und die wenigen, die da waren, hatten das Gespräch vielleicht nicht gehört.
Außerdem waren die Mitglieder dieses Hauses alle ein wenig exzentrisch und eigen, schlau natürlich, aber sie hatten kein Problem mit verträumten Menschen wie Luna. Und was Charlie gesagt hatte, hätte auch einfach freundlich sein können. War es das nicht auch gewesen? Wieso war ihm dann so warm?
Noch nie in einem Schuljahr war ich so oft so durcheinander, dachte er, während er sich den Schlafanzug anzog und sich ins Himmelbett legte. Die Vorhänge ließ er offen, damit er den Mond durch die Fenster sehen konnte.
Er lächelte. Luna heißt Mond, schoss es ihm auf einmal durch den Kopf und er starrte an die Decke seines Himmelbettes.

Der Tag begann nicht sonderlich gut für Eris. Zuerst schleif sie ewig lang, eher sie endlich von Daphne aufgeweckt wurde, dann hatte sie auch noch Kopfschmerzen, welche ihr Hirn zerfrassen. Sie fürchtete schon, dass sie eine Grippe bekam, sagte aber nichts. Beim Frühstück schlang sie nur schnell einen Tost hinunter, eher sie geradezu zu dem Unterricht hetzte. Der Unterricht rauschte geradezu an ihr vorbei, eher sie sich zu dem Mittagessen schleppte, dem Geplapper von Daphne lauschend.

Am nächsten Tag arbeitete Charlie wie so gut wie immer konzentriert im Unterricht mit, bis es schließlich zum Mittagessen ging. Er sah sich um und bemerkte, dass ganz in Lunas Nähe noch ein Platz frei war, auf den er sich jetzt setzte. Er stellte seine Tasche unter den Tisch und nahm sich etwas zu essen, während er ihr lauschte, wenn sie etwas sagte.
Deshalb fiel es ihm auch gleich auf, als Ginny sich auf die andere Seite neben Luna setzte und begann, ihr leise etwas ins Ohr zu flüstern. Nicht, dass es unüblich war, dass sie hier war, immerhin waren die beiden mehr oder weniger befreundet. "Hey, Luna. Ich muss dir was erzählen. Hermine Granger ..."
Charlie fühlte sich nicht schuldig, weil er nicht dachte, dass es um eine so bedeutende Nachricht ging. Er hörte einfach zu und wollte Lunas Stimme hören, doch je länger er die beiden reden hörte, desto größer wurden seine Augen, die hinab auf seinen Auflauf starrten. Eine Gruppe, die Interesse hatte, Verteidigung gegen die Dunklen Künste ernsthaft zu lernen? Eberkopf?
Er hatte noch nie von diesem Pub gehört, aber am nächsten Samstag in Hogsmeade würde er ihm auf jeden Fall einen Besuch abstatten, er würde ihn schon finden. Aber ... ging er wirklich hin? Es war riskant ...
Andererseits ... war das ja nicht verboten, oder? Und er hatte weder Verwandte im Ministerium, noch einen erwachsenen magisch Begabten zu Hause, der ihm Gehorsam gegenüber dieser grauenhaften Umbridge einbläuen könnte. Dennoch ...
Grübelnd nahm er sich ein paar Streifen getrockneten Schinken und wickelte sie in eine Serviette, um sie später Esmeralda zu geben. Immer das selbe Katzenfutter wäre ja jedem irgendwann zu blöd. Und in diesem Jahr hatte sie erst zwei Erstklässler angefaucht, weshalb sie eine Belohnung verdiente.

Eris ihr Blick wanderte immer wieder durch die Halle, was den anderen zum Glück nicht auffiel, da sie sich so gesetzt hatte, dass sie die anderen alle sah. Sie stocherte nur ein wenig in ihrem Essen herum und aß auch ein kleines bisschen, doch ansonsten starrte sie nur vor sich hin. Als sie schließlich auch schon zum Nachmittagsunterricht aufbrechen sollten.
"Hast du es eh gesehen? Am nächsten Wochenende geht es nach Hogsmeade!", sagte Daphne begeistert, welche nichts von Eris ihrem Zustand mitbekam. "Du darfst ja eh gehen, nicht?" Eris nickte und Daphne klatschte in die Hände. "Super, dann können wir uns in den Drei-Besen setzten! Oder in Zonkos was kaufen! Und wir müssen unbedingt in den Honigtopf!" Daphne klang wie ein kleines Kind, welches sich auf Weihnachten freute.
"Ich muss auch noch in Besenknechts Sonntagsstaat, ich brauch einen neuen Umhang!" Eris nickte nur, eher sie sich in den Nachmittagsunterricht setzten. Nach dem Unterricht setzte sich sich allerdings nicht in die große Halle, sondern machte sich nach einigen kurzen Worten direkt auf den Weg in die Bibliothek. Sie hatte keinen Hunger und wollte sich deshalb lieber gleich an die Hausaufgaben setzten.

An diesem Abend war Charlie noch schweigsamer in der Bibliothek als sonst. Auch konnte er sich nicht so gut konzentrieren. Die ganze Zeit über überlegte er, ob er Eris etwas von Hermine Grangers Vorschlag sagen sollte. Wer würde alles da sein? Ob sie ihn überhaupt dabei haben wollten? War das so ein Gryffindor-ding? Aber Ginny hatte Luna gefragt ...
Nur ... was, wenn Eris tatsächlich Interesse hatte? Sie war eine Slytherin ... ob sie überhaupt Lust hatte, mit noch mehr Leuten aus anderen Häusern etwas zu unternehmen? Egal, wie sinnvoll es war? Und es waren ja auch Gryffindors darunter. Wahrscheinlich hauptsächlich ... und vor allem ... Harry Potter.
Nein, er konnte sie nicht fragen. Sie würde ihn für verrückt erklären. Schweigend arbeitete er weiter an seinen Hausaufgaben, bis er fertig war und sich von ihr verabschiedene. Aber was würden die anderen Ravenclaws sagen, wenn sie erfuhren, dass er jeden Abend mit einem Mädchen aus Slytherin Hausaufgaben machte? Das war auch verrückt. Nicht so verrückt ... aber auch verrückt.
Hör auf, die ganze Zeit 'verrückt' zu denken, sonst wirst du es am Ende wirklich noch ...
Den ganzen nächsten Tag dachte er ebenfalls über Ginnys Worte nach und sagte wieder kaum ein Wort, als sie wieder in der Bibliothek saßen.

"Alles in Ordnung?" Eris hatte die Feder zur Seite gelegt und sah Charlie nun fragend an. Er war schon am Abend zuvor sehr schweigsam gewesen, dass war ihr nicht entgangen, auch wenn es ihr selber nicht gut gegangene war. Aber so hatte es sie nicht gestört. Sie hatte selber keine Lust zum reden gehabt, als warum sollte sie ihn dazu auffordern zu reden?
Aber ihr fiel auf, das sie sich Sorgen machte, da er nun schon wieder kaum etwas redete und die ganze Zeit Fehler in seine Hausaufgaben einbaute. Er schien wirklich sehr unkonzentriert, was überhaupt nicht typisch für ihn war, wie sie in den letzten Wochen gelernt hatte. Ja, sie verbrachte tatsächlich so viel Zeit mit jemanden aus einem anderen Haus, dass sie ihn nun schon deuten konnte, so gut kannte sie ihn. Das war wirklich verrückt. Aber andererseits war er auch nicht exzentrisch oder eingebildet, sondern einfach nur… Ganz normal. So normal man eben als Ravenclaw sein konnte. Nun, da sie Zeit mit Charlie verbrachte, huschten ihre Gedanken wiese rau dem Tag zurück, wo sie den sprechenden Hut hatte aufgesetzt bekommen.
Er hatte sich nicht entscheiden können. Er hatte gemeint, dass sie doch so furchtbar schlau und wissbegierig wäre, aber auch keine Probleme damit hatte, anderen zu Schaden, wenn es ihr selbst half. Vieles davon war natürlich von ihrer Erziehung gekommen, aber eben auch dies konnte man nur sehr schwer vollkommen ablegen.
"Du bist so schweigsam, dass man sich Sorgen machen muss."

Charlie zuckte, aus seinen Gedanken gerissen, zusammen und zog eine dicke schwarze Tintenlinie über sein Pergament. Er stöhnte. "Ach, der war sowieso nutzlos.", murmelte er und zerknüllte das Pergament mit dem halben Aufsatz für Geschichte der Zauberei.
Er sah auf und Eris in die Augen. "Oh, entschuldige ... ja, es ist nur ..."
Für einen Moment mied er ihren Blick und fragte sich fieberhaft, was er tun sollte, dann kniff er kurz die Augen zusammen. Schluss jetzt, ich habe keine Lust mehr, mir den Kopf darüber zu zerbrechen! Ich halte sie für vertrauenswürdig und wenn die anderen ein Problem damit haben sollten, dann ist es eben so. Sie wird uns - falls die mich überhaupt haben wollen - schon nicht verraten, das glaube ich einfach nicht.
Charlie räusperte sich und sah sie wieder an - irgendwie erleichtert, da er sich jetzt endlich entschieden hatte, was er machen würde, egal, welche Konsequenzen das haben würde. "Hör mal, ich hab da gestern in der Großen Halle was mitbekommen ...", flüsterte er und beugte sich näher zu ihr herüber, für den Fall, dass jemand lauschte.
Und ganz leise erzählte er ihr, was er von Ginny über Hermine gehört hatte.

Als Charlei zu erzählen begann, wurden ihre Augen bei jedem Wort größer. Sie konnte nicht glauben was sie da hörte. Scheinbar hatten tatsächlich auch andere den selben Gedanken gehabt, wie sie! Und führten es auch in die Tat um! Das war Wunderbar! Immerhin würden sie so etwas lernen!
Doch ihrer Freude wurde ein kleiner Dämpfer verpasst, als sie daran dachte, WER das ganz aufzog. Natürlich, er war gut in VgddK, aber… Sie konnte ihn trotzdem nicht ausstehen. Und sie würden sie sicherlich auch nicht ausstehen können, vom Vertrauen einmal ganz abgesehen. Das würde ein Problem werden, wenn sie zum Eierkopf gehen wollen würden. Und sie wollte sich das zumindest einmal anschauen, vielleicht würde es ja doch ganz nützlicher werden. Und so, wie Charlei davon gesprochen hatte, war er der Idee auch nicht vollkommen abgeneigt. Sie lächelte schwach.
"Ich finde, dass ist eine ausgezeichnete Idee, aber… Ich würde einen Gefallen von dir erbitten… Würdest du mir für diesen Tag eine Krawatte von dir borgen?"

Irgendwie war er erleichtert über ihre Reaktion. Sie machte ihm Mut und jetzt war er sich schon ziemlich sicher, dass er mal im Eberkopf vorbei schauen wollte. Wenn er dort war, konnte er ja immer noch so tun, als wäre er ein ganz normaler Gast im Pub. Dann würde er trotzdem mitkriegen, was sie beredeten. Ob Luna auch kommen würde?
Eris' Frage verwirrte ihn. "Was? Wieso, was willst du damit?", fragte er mit einem Lächeln. Dann machte er Augen. "Oh! Du willst doch nicht etwa ..."

Eris lächelte verschlagen. In so richtig schöner Slytherin-Manier.
"Ich bezweifle, dass sie mich freiwillig dabei haben werden wollen. Also werde ich da einen anderen Weg gehen müssen, als den üblichen." Dass sie nicht einfach als sie selbst, nur mit einer Krawatte von Charlie auftauchen konnte, war ihr schon klar. Immerhin ging sie in das selbe Jahr wie Harry Potter und da sie ein Slytherin war, war sie auch ein natürlicher Feind. Den man im Auge behielt. Aber sie hatte schon einen anderen Plan. Sie hoffte nur, dass ihre Erinnerungen sie nicht trügte und sie alles finden würde, was sie brauchte. Und keinen Fehler begehen würde. Doch etwas zu lernen, ermutigte sie.

Charlie lächelte. Der Gedanke war aufregend! Und irgendwie beflügelte ihn das, obwohl er sonst ziemlich zurückhaltend war.
"Du machst das echt? Wow ... brauchst du sonst noch etwas? Meinst du, das klappt? Die Krawatte bringe ich dir morgen."
Eine interessante Anspannung ergriff von ihm Besitz und er konnte den Samstag kaum erwarten.

Die Slytherin grinste. Es war als würde der Funke von Charlie auf sie überspringen und sie rieb sich in stiller Vorfreude die Hände. Das würde sicher lustig werden! Und ein paar Gryffindore hinters Licht zu führen war auch eine freudige Aussicht.
"Danke. Ja, ich denke das wird klappen. Oh, das wird sicher lustig!" Eigentlich war sie niemand der freiwillig die Regeln brach. Aber diese Lehrerin zwang sie geradezu dazu. Und wenn ihre Eltern ihr deshalb böse waren... Würde sie damit Leben müssen. Sie hielt es für die richtige Entscheidung.

Charlie lächelte aufgeregt, auch, wenn er im Unterbewusstsein ein paar Gewissensbisse spürte. Doch er ignorierte sie ausnahmsweise. "Das glaube ich auch!" Hoffentlich funktioniert es!
Mit endlich einmal entspannterer Laune arbeitete er weiter an den Hausaufgaben und grinste Eris über seine Arbeit hinweg ab und an zu. Schließlich waren sie fertig und er verabschiedete sich für diesen Abend.
"Bis morgen Abend." Lächelnd verließ er die Bibliothek und ging zum Gemeinschaftsraum, wo er sich gut gelaunt auf einen Sessel neben dem setzte, in dem Luna saß.
"Was machst du gerade, Luna?", fragte er.

Natürlich bemerkte die Slytherin die Blicke von Charlie und erwiderte sie mit einem Lächeln. Schon lange war sie nicht mehr so aufgeregt gewesen! Das würde sicherlich ein größer Spaß werden. Mehr oder minder.
Als er sich verabschiedete, wünschte sie ihn eine erholsame Nacht, eher sie noch die Stille der Bibliothek alleine genießen konnte.
Kurze Zeit später, packte auch Eris sich zusammen. Feder, Pergament und der ganze Rest wurde in die Tasche gegeben, die Bücher zurück gelegt. Sie war aufgedreht wegen dem morgigen Tag und noch mehr wegen dem Wochenende. Daphne bemerkte das natürlich und fragte was los sei, woraufhin diese ab tat, dass etwas los sei. Doch als sie im Gemeinschaftsraum saßen, wurde sie immer weiter von ihrer Freundin ausgefragt.

Luna sah von ihrem Buch auf, welches in psychedelischen Farben leuchtete auf und sie lächelte ihn verträumt an. Bunte Perlen, welche Murmeln ähnelten, hingen immer zu dritt an ihren Ohren und klapperten leise.
"Nichts besonderes. Nur über Schnurzels lesen. Und was machst du um diese Uhrzeit hier noch?" Sie sah auf und schien erst jetzt zu bemerken, wie spät es schon war. "Oh, schau nur. Der Mond!" Verzückt deutete sie auf die runde Scheibe, welche durch eines der Fenster zu sehen war.