Harry Potter und der Orden des Phönix – Teil 1

Luna winkte unwirsch ab. "Du redest da Blödsinn. Komm lass sie uns suchen gehen und ihr das mitteilen, du hast dir ihr Lob verdient." Sie strahlte ihn an, bevor sie sich schon wieder in Bewegung setzte. Den Schlickschlupf hatte sie längst vergessen.

"Was?", fragte er kaum hörbar. Er war nicht sonderlich erpicht darauf, sich mit Harry Potter zu unterhalten. Er hatte so viele unglaubliche Dinge vollbracht und Charlie war es lieber, die Leute zu beobachten, statt sich mit ihnen zu unterhalten. Er stand ungern im Rampenlicht. Oder meinte Luna die Ravenclaws?
Dennoch folgte er ihr, denn wann hatte er schon mal die Gelegenheit, mit Luna unterwegs zu sein? Das war heute schon ein wirklich verrückter Tag.

"Ja, um so früher sie es erfährt, umso besser. Wo glaubst du finden wir sie?" Am ehesten in der Bibliothek, oder nicht? Da bist du ja oft genug... Oder wo könnten wir sie noch finden? Hmmm...." Sie blieb stehen und blickte zu Charlie auf.

Charlie sah sie an und vergaß einen Moment lang, dass sie etwas gefragt hatte.
"Ähm ... ja, Bibliothek. Da ist sie oft.", murmelte er und blinzelte ein paar mal. Gut. Hermine Granger scheint umgänglich zu sein. Und sie ist sehr schlau. Mit ihr lässt sich sicher gut reden. "Sonst ... spätestens beim Abendessen."

"Jaja, aber lass uns zuerst nachsehen, ob sie dort ist! Das duldet keinen Aufschub!" Sie nickte, und machte sich auf den Weg zu Bibliothek, wo sie lautstark hinein platze und sich umsah. "Hermineee?"

"Pscht!", machte Charlie mit ungutem Gefühl und hätte Luna am liebsten den Mund zugehalten, wenn er sich getraut hätte.
"Willst du, dass Madam Pince uns gleich wieder raus schmeißt? Und wir müssen unauffällig sein ... nicht, dass noch jemand was mitbekommt, der es besser nicht sollte.", murmelte er leise, aber eindringlich.

"Ach was, ich habe mich mir ihr schon einmal unterhalten, was soll schon passieren?", meinte sie und eilte in die Bibliothek hinein, nur um sicher zu gehen, dass nicht die gesuchte Person da drinnen war und nur ihren unüberhörbaren Schrei nicht gehört hatte.

Charlie hob die Brauen und versuchte, sich ein nettes Gespräch mit Madam Pince vorzustellen. Wahrscheinlich hatte Luna da so eine Gabe.
Leise folgte er ihr und sah sich zwischen den Regalreihen um. Es war fast niemand hier, nur ein paar Ravenclaws, ein Hufflepuff und - ein unangenehmes Gefühl nahm von ihm Besitz - Hermine. Madam Pince war glücklicherweise gerade damit beschäftigt, zwei kleine Ravenclaws darüber zu belehren, dass sie nichts in der Verbotenen Abteilung zu suchen hatten.
Die armen Kleinen.

Luna eilte auf Hermine zu, mit einem Strahlen im Gesicht. "Ahh, schön dich hier zufällig zu sehen." dabei dürfte jedem klar sein, dass das gerade kein Zufall war, nein, alles andere als das. "Ich wollte mit dir sprechen. Über die Kröte." Ihr schien nicht klar zu sein, dass vielleicht sonst niemand diese Assoziation mit Umbridge gemacht hatte, außer ihr selbst.

Hermine sah auf und irgendwie kam es Charlie vor, als wäre sie nicht sonderlich glücklich über die Situation. Offenbar hatte sie nach Lunas Ruf versucht, einfach weiterzulesen, was sie jetzt aber aufgab.
Unauffällig sah sie sich um, aber die übrigen Schüler waren weit verteilt und niemand war hier am Tisch.
"Luna, du musst ein wenig unauffälliger sein.", meinte sie und warf einen Blick hinüber zu Madam Pince. "Ich nehme mal an, du meinst Umbridge?", fragte sie leise und fügte noch leiser hinzu: "Harry nennt sie auch so ... aber irgendwie ... habt ihr ja schon recht damit."
Unbehaglich stand Charlie neben den beiden und hielt sich an seinen Büchern fest.

Luna ließ sich auf einen Sessel gegenüber der Gryffindore fallen und nickte begeistert, scheinbar begeistert darüber, dass Hermine verstanden hatte, wem sie meinte.
"Ja, genau sie meine ich damit. Also ich habe den perfekten Platz dafür." Sie hatte ihre Stimme nur ein wenig gesenkt, aber scheinbar glaubte sie auch nicht daran, dass sie jemand belauschen würde. "Oder eher Charlie hatte die Idee. Komm Charlie setzte dich her und erzähle es ihr. Du darfst darauf Stolz sein!" Luna klopfte auf einen freien Sessel neben sich und grinste ihn breit an.

"Tatsächlich?" Nun deutlich mehr interessiert sah Hermine von Luna zu Charlie, welcher sich auf die Unterlippe biss und sich neben Luna setzte, nachdem er seine Bücher auf dem Tisch und seine Umhängetasche neben dem Sessel abgelegt hatte.
"Ähm ... also ..."
Hermine sah ihn fragend an, während sie langsam ihre Schreibefeder zwischen Daumen und Zeigefinger drehte.
"Naja, also Luna hat ihn gefunden ... ich dachte nur, er ist vielleicht praktisch ..." Unsicher fuhr er mit den Fingern an seinem Federohrring entlang und sah auf den Tisch.
Er ärgerte sich darüber, so schüchtern zu sein und hob jetzt doch den Blick, um nicht allzu unhöflich zu sein.
"Kennst du den Raum der Wünsche?"

"Nein, natürlich kennt sie ihn nicht", sagte Luna sofort und schüttelte den Kopf leicht.
"Also der Raum der Wünsche", begann Luna sehr leise zu reden. "ist eben ein Raum, der so ist wie man ihn gerade braucht. Ich habe gehört, dass ihn Dumbledore einmal genutzt hatte, als er auf die Toilette musste. Auf jeden Fall kam Charlie auf die glorreiche Idee, das wir ihn nutzen können. Ist erst einmal jemand drinnen, findet man ihn nicht mehr." Sie strahlte Hermine an.

Nachdenklich musterte die Gryffindor die beiden und Charlie schien es, als würde sie ihnen nicht wirklich glauben. Besonders Luna sah sie ein wenig skeptisch an und es wirkte, als wollte sie die Geschichte schon ungläubig abtun.
"Er ist wirklich katastrophengetestet.", meinte er eindringlich und sah ihr in die Augen.
Das schien sie zweifeln zu lassen. "Könnt ihr ihn mir zeigen?", fragte sie schließlich. "Wo ist er? Kommen da viele Leute vorbei?"

"Nein, nein, natürlich nicht. Und natürlich kann ich ihn dir zeigen! HA! Das wäre doch gelacht, wenn nicht!" Luna schien nicht einmal mitzubekommen, dass Hermine an ihr gezweifelt hatte, oder solche Gedanken gehegt hatte. Sofort war sie wieder auf den Beinen.
"Also, auf, auf. Wir müssen in den siebten Stock."

Hermine hatte eine sorgenvolle Falte zwischen den Brauen, doch schließlich schien sie sich einen Ruck zu geben, packte ihre Sachen zusammen und stand auf.
"Okay. Aber verhaltet euch um Himmels Willen unauffällig.", bat sie inständig.
Charlie nickte und sah sich noch einmal um und folgte Luna dann. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, das hoffnungsvolle Gefühl, dass er seit dem Treffen im Eberkopf mit sich mittrug, wurde wärmer.

"Oh ja, unauffällig, unauffällig kann ich gut!", meinte Luna und lächelte dabei breit. Alleine ihre Erscheinung mit den Radieschenohrringen war nicht unauffällig, die bunten Schuhe dazu machten es nicht besser.
Schließlich standen sie vor einer Wand im 7. Stock. "Du musst davor auf und ab gehen und ganz fest daran denken, was du dir gerade am meisten wünscht", sagte Luna zu Hermine.

"Okay.", gab Hermine wenig überzeugt zurück und begann, nachdem sie beiden nochmal einen seltsamen Blick zugeworfen hatte, vor dem Raum hin- und herzugehen.
Gebannt starrte Charlie die Wand an und lauschte angestrengt auf Schritte, aber wenn er welche hörte, waren sie glücklicherweise ein ganzes Stück weg. Hier gab es keine Klassenzimmer.
Es schien ewig zu dauern, aber schließlich tauchte tatsächlich eine Tür auf.
Hermine, die zwischenzeitlich schon ausgesehen hatte, als wollte sie aufgeben, starrte erst die Tür, dann Luna und Charlie an.

"Los, los, öffne sie. Schau es dir an. Du wirst es lieben!" Doch Luna ließ ihr keine Zeit die Türe zu öffnen, sondern riss sie selber auf um hinein zu schauen und zu sehen, was Hermine sich vorgestellt hatte.

Charlie wartete, bis Hermine zögerlich, aber doch neugierig durch die Tür gegangen war, ehe er ihr folgte.
"Wow!", hauchte sie und ließ ihren Blick durch den großen und hohen Raum schweifen. Drei Wände waren komplett von Bücherregalen bedeckt, es standen Sessel herum und an einer Stelle lagen eine Menge Kissen auf dem Boden. Es gab einen großen Tisch, der voll von seltsamen Apparaturen war und an der Decke hingen runde Lampen, die den Raum mit ausreichend Licht versorgten.
"Das ist unglaublich!", flüsterte sie und Charlie, welcher sich genau wie sie umsah, konnte nur nicken.

"Und? Sieht doch gut aus. Bekommt Charlie jetzt den Dank, der ihm gebührt?", fragte Luna, als sie sich zu den anderen beiden umdrehte. "Ich würde meinen, das hier ist doch sehr passend, oder nicht?"

"Luna, ich ...", murmelte Charlie unbehaglich, aber Hermine sah ihn und Luna an, was ihn verstummen ließ.
"Ja, es ist wirklich perfekt! Tolle Idee, ihr beiden, damit können wir auf jeden Fall etwas anfangen."
"Luna hat ihn gefunden, Luna ..."
"Wirklich gut." Hermine lächelte begeistert. "Danke, euch beiden. Ich werde das Harry erzählen und dann können wir sicher bald anfangen." Sie schloss die Tür bedächtig wieder, als alle draußen waren, und sah fasziniert zu, wie sie erstaunlich schnell wieder mit der Wand verschmolz.

„Na schau“, meinte Luna und klopfte Charlie anerkennend auf die Schulter. „Das hast du wirklich gut gemacht.“ Hermine schien sie garnicht mehr zu interessieren, so als wäre sie nicht hier. Sie schien auch nicht auf sich Stolz zu sein, wie sie es sein könnte.
„Ich mache mich jetzt wider auf die Suche nach dem Schlickschlupf. Möchte wer mit kommen?“ Sie grinste breit, aber das Interesse an einer Antwort schien nicht sehr groß zu sein.

Und da war er wieder. Dieser beinahe schon gerinschätzige Blick in Hermines Augen, wenn sie Luna ansah. Er machte Charlie wütend, aber er zeigte es nicht.
"Jaa, ich muss dann auch mal wieder. Aber wirklich, gute Arbeit. Haltet das bloß geheim.", fügte sie noch halblaut hinzu, ehe sie im Korridor verschwand.
Charlie nickte und sah ihr kurz nach, ehe er zu Luna sah und nachdachte. Er war gern bei ihr, aber fürs erste hatte er genug Aufregung erlebt. Außerdem musste er Eris davon berichten! Aber wo die wohl gerade war ... "Ähm ... ich wollte noch zum Astronomieturm und sehen, ob mein Fernglas richtig eingestellt ist. Letztes Mal ist es mir kurz vor Stundenende fast umgefallen ..." Das war nicht mal eine Lüge. "Pass auf dich auf, Luna." Lauf nicht wieder Snape in die Arme!

Der Blondschopf schien Charlie nicht einmal mehr zu hören, als sie auch den summend den Gang entlang lief. Sie schien ihm nicht böse. Aber das Ganze schien sich auch nicht wirklich in ihre Erinnerung eingeprägt haben.

Sie hatte eine ganze Weile in der Eingangshalle gestanden und ihren Gedanken nachgehangen, bevor sie sich in Bewegung setzte. Doch Eris hatte keine Luft auf das Dunkel des Kerkers, also ging sie einfach die Treppe hinauf, ziellos. Irgendetwas spannendes würde sich schon finden lassen.